Geschichten, die grammatische Regeln vermitteln
Pronomen
Wem soll die Prinzessin glauben?
Julia Klein
Es war einmal eine neugierige Prinzessin. Sie liebte es in einer Sänfte durch die Gegend getragen zu werden und sich die Welt anzuschauen.
Einmal war sie mit ihren Dienern am Rande des Urwalds unterwegs. Vier Diener trugen die Sänfte und eine Dienerin ging voraus um die schönsten Ecken auszukundschaften.
Mittags war es sehr heiß und so ordnete die Prinzessin eine Pause an. Sie zog die Vorhänge ihrer Sänfte zu und ihre Diener und die Dienerin legten sich in den Schatten eines riesigen Baumes. Alle machten ein Nickerchen. Niemand hörte den Elefanten, der sich auf leisen Sohlen näherte und in einer Höhle verschwand. Diese Höhle lag direkt neben dem Mittagspausenplatz der Prinzessin. Der Elefant ging in die Höhle und schlief ein. Und er begann zu schnarchen. Durch die Steinwände der Höhle wurde die Lautstärke des Schnarchens verstärkt. Draußen erwachte die Prinzessin. Sie wollte wissen, was das für ein Lärm war. Sie schickte den ersten Diener in die Höhle, um nachzusehen.
In der Höhle war es dunkel. Der Diener tastete sich an der Wand entlang. Da stieß er mit seinem Fuß an etwas Rundes am Boden. Er bückte sich und tastete genau. Das Ding war rund und stand fest am Boden und hatte ein raue Oberfläche.
Der Diener tastete sich zurück ins Freie und meldete der Prinzessin:
"Da drinnen meine Hoheit, steht eine Säule."
Die Prinzessin wollte nicht so recht glauben, dass eine Säule einen solchen Lärm macht. Also schickte sie einen zweiten Diener in die Höhle.
Auch der konnte nichts sehen in der Höhle. Mit ausgestreckten Armen ging er auf das Geräusch zu. Plötzlich berührte er mit der Hand etwas längliches. Er tastete genauer nach. Das Ding war wie ein dicker Gartenschlauch. Plötzlich bewegte es sich.
Da rannte der Diener so schnell er es bei der Dunkelheit konnte aus der Höhle. "Da drinnen, meine Hoheit, lauert eine gefährliche Riesenschlange."
Die Prinzessin schaute ihre beiden Diener an.
Wem sollte sie glauben? Dem einen oder dem anderen?
Sie fand es wahrscheinlicher, dass eine Riesenschlange einen solchen Lärm machen würde. Sie wollte aber ganz sicher sein. "Wer von euch wagt es die Riesenschlange genauer abzutasten?"
Keiner der Diener hatte Lust. Da meldete sich die Dienerin, die sich mit Schlangen gut auskannte, weil ihr Vater Schlangenbeschwörer gewesen war.
Sie tastete sich in die Höhle und bekam etwas zu fassen. Dieses Etwas war aber keine Schlange. Es war eher flach und ließ sich hin und herbewegen. Sie tastete es genau ab und war sich schließlich ganz sicher, worum es sich hierbei handelte.
Sie meldete der Prinzessin: "In der Höhle, meine Hoheit, hängt ein Fächer von der Decke. Vielleicht gehört er einer Dame."
Die Prinzessin schaute die Dienerin und den Diener, der von der Schlange erzählt hatte, an.
Wem sollte sie glauben? Ihm oder ihr? Wer von beiden hatte Recht? Er oder sie?
Sie fand die Vorstellung in der Höhle wohne eine Dame sehr viel schöner, als die einer gefährlichen Riesenschlange. Also entschied sie zugunsten der Dienerin. Um sicher zu gehen, schickte sie den nächsten Diener in die Höhle mit dem Auftrag die Dame zu suchen.
Das ließ der Diener sich nicht zwei Mal sagen. Er tastete sich in die Höhle. Die Hände nach oben gestreckt um den Fächer zu finden. Da stieß er mit der Hand an ein hartes, glattes, gebogenes Etwas, das am Ende eine Spitze hatte.
Er stieß einen Schrei aus und kam leichenblass aus der Höhle. "Da drinnen, meine Hoheit, steht ein Mann mit einem gebogenen Speer in der Hand."
Die Prinzessin schaute ihn streng an.
Wem sollte sie glauben? Der Dienerin oder dem Diener? Ihm oder ihr?
Schließlich schickte sie den letzten Diener in die Höhle. Sie war nun wirklich neugierig, wer oder was da in der Höhle war.
Der arme Diener tastete sich sehr vorsichtig die Wand entlang. Er tastete sich weit in die Höhle hinein, bevor er seine Hände ausstreckte. Da spürte er etwas längliches. Wie ein Seil.
Und ohne lange weiterzutasten, verließ er die Höhle und meldete:
"Da drinnen, meine Hoheit, hängt einfach ein Seil von der Decke."
Da war die Prinzessin ratlos. Wem sollte sie glauben?
Die vier Diener und die Dienerin fingen alle gleichzeitig an zu reden. Jeder glaubte recht zu haben. Sie stritten sich und machten einen Riesenlärm.
Von diesem Lärm erwachte der Elefant in der Höhle. Er schüttelte sich und ging aus der Höhle. Verwundert blickte er auf die schreienden Menschen vor der Höhle. Sie hörten sofort auf zu streiten, als sie den Elefanten sahen. Mit offenen Mündern starrten sie ihn an.
Nur die Prinzessin lachte. Nun wusste sie, dass sie keinem glauben sollte. Weder dem einen noch dem anderen. Weder ihr noch ihm. Und auch dem ersten nicht. Zufrieden kehrte sie ins Schloss zurück und noch oft hat sie über diese Geschichte gelacht.
[Sprachförderung: Personalpronomen]