Die Lämmer und der Zollwächter
Es war einmal ein Fuchs, der eines Tages mitten zwischen dem Wald und der Wiese
eine Grenze zog und Zoll verlangte. Denn er wusste, wie gern die Lämmer hier herüber kamen und die wunderbar würzigen Kräuter der Wiese aßen und das glasklare Wasser des benachbarten Teichs tranken.
Meistens aber wurde ein Lämmchen mit einem Korb geschickt, um die Kräuter für die große Familie zu holen. Da es ein weiter Weg bis zur Wiese war, schickten sie meistens ein junges starkes Lämmchen. So auch heute. Ein hübsches kleines Lamm mit schneeweißer Wolle kam des Wegs daher und war erstaunt, als es den Fuchs erblickte. “Hallo. Na, schon so früh unter Wegs?”, begrüßte der Fuchs das Lamm freundlich. In seinen Augen jedoch war die Tücke zu erkennen. Das Lamm jedoch dachte sich nichts dabei und sprach: ”Ich hole die Kräuter von der Wiese, bitte lass mich durch.” Der Fuchs lachte. “Ab heute muss man hier Zoll bezahlen.” Das Lämmchen sah ihn verwundert an. “Das heißt”, erklärte der Fuchs,
“Das du mir 100 Gramm deiner weißen Wolle geben musst.”
“Ich habe aber nicht so viel!”, protestierte es. Da sagte der Fuchs:
“Dann komm gleich mit einem weiterem Lamm zurück.” Das Lamm tat wie geheißen und kam sogleich zur Grenze zurück. Mit noch einem starken Lämmchen. “Nun lass uns durch und wir werden uns scheren.”
“Oh, nein!”, meinte aber da der Fuchs. “Der Zoll hat sich erhöht. Es müssen jetzt 200 Gramm Wolle sein. Komm also mit zwei weiteren Lämmern zurück, so lasse ich dich durch.” Wieder taten die Lämmer was ihnen befohlen wurde und kamen kurze Zeit später zurück. Obwohl sie 4 Lämmer waren, hatte der Fuchs wieder etwas dran auszusetzen. Er sagte, dass sie mit 400 Gramm zurückkehren sollten. So trieb der Fuchs sein böses Spiel weiter bis sich an der Grenze irgendwann 10 Lämmer versammelt hatten. “Nun ist es genug”, sprach er und gab ihnen eine Schere. Die Lämmer schnitten sich gegenseitig die Wolle ab, bis sie ganz kahl waren. Da sprang der Fuchs auf die Lämmerschar und biss sie alle tot. So hatte er ganze 10 Lämmer verschlingen können und das sogar ohne dass ihm ein einziges Wollknäuel den Appetit verdarb.
Ende.