Lisa's Blumen
Es war einmal ein Mädchen, das hiess Lisa. Lisa war ein fröhliches
Mädchen mit langen blonden Haaren und schönen blauen Augen.
Lisa war gerne draussen in der Natur. Dort konnte sie durch Wiesen
spazieren und Blümchen pflücken und schöne Tiere beobachten.
Endlich war es Frühling geworden und alles war grün und gelb.
Es duftete nach Blumen und frischem Gras. Lisa freute sich immer
besonders auf diese Jahreszeit. Da konnte sie viele Blumen pflücken
und der Mutter bringen und ihr eine Freude machen.
So machte sie sich an einem schönen Frühlingstag wieder auf den
Weg zu ihrer Lieblingswiese am Waldrand, dort wo die vielen gelben
Schlüsselblumen waren. Dafür musste sie zuerst über das Brücklein
hinter dem Haus, weil da ein kleines Bächlein durchplätscherte.
Sie hüpfte fröhlich und sagte: "Guten Tag Bächlein, wie geht es dir
heute?" Das Bächlein schien zu lächeln und Lisa hüpfte weiter. Auf
der anderen Seite ging es jetzt über die Wiese noch ein Stück am
Bächlein entlang. Dort gab es viel zu sehen. Gelbe Dotterblumen
nickten Lisa zu, Steine glänzten, kleine Bäumchen und Sträucher
mit leuchtend grünen jungen Blättern tanzten im Wind und sagten
leise: "Hallo kleines Fräulein!"
Da, eine lange Raupe auf einem Blatt. Sie räkelte sich hin und her.
Lisa ging ganz nahe ran um sie zu beobachten. Jetzt schaute die
Raupe plötzlich zu Lisa hoch, wie wenn sie freundlich grüssen
wollte. Dabei verdrehte sie den Kopf und schwupps purzelte sie
auf den Boden und blieb auf dem Rücken liegen. Sie strampelte
verzweifelt, kam aber nicht mehr auf die Beine.
"Oh je!", sagte Lisa, "was bist du für ein dummer Tolpatsch.
Warte, ich helfe dir!" Lisa holte ein kleines Ästchen und hielt
es der Raupe an die strampelnden Füsschen, die alle nach oben
zeigten. Jetzt konnte sich die Raupe am Ästchen festhalten.
Lisa drehte den Ast um und legte ihn an ein grosses grünes
Blatt, so dass die Raupe nur noch vom Ästchen auf das Blatt
spazieren musste.
Lisa lächelte und als sie weiter spazierte sagte sie noch: "Besser
aufpassen das nächste Mal, gell!" Dabei winkte sie ihm noch ein
letztes Mal zu.
Bald war sie bei ihrer Lieblingswiese angekommen. Viele gelbe und
weisse Blümchen warteten auf sie. "Oh, seid ihr alle schön!" sagte
sie zu ihnen und begann gleich fröhlich zu pflücken. Nur die
grössten und schönsten Blumen wählte sie aus. Für ihre Mutter sollte
es den schönsten Blumenstrauss geben. Heute wollte sie ihr eine
besondere Freude machen damit, denn Mutter war ein bisschen
krank und hatte Sorgen.
Als Lisa so viele Blümchen gepflückt hatte, wie sie in ihren kleinen
Händen halten konnte, machte sie sich auf den Rückweg: "Bis
zum nächsten Jahr ihr schönen Blümchen", winkte sie ihnen zu
und schon hüpfte sie wieder.
Jetzt ging es nach Hause. Nicht aber ohne vorher bei der Raupe
vorbei zu sehen. Ja, sie war noch dort und es ging ihr gut. Lisa
war froh, denn sie wusste, dass aus der grünen Raupe einmal ein
ganz schöner Schmetterling entstehen würde. Das ist wichtig
für die Natur. Alle Tiere sind wichtig für die Natur, deshalb wollte
Lisa immer lieb zu ihnen sein.
Auch zu ihrer Katze Sami, die jetzt zu Hause auf dem Sofa schlief.
Lisa war sicher, dass sie von ihr begrüsst wird, wenn sie nach Hause
kommt. Sami ist auch wichtig, sie wusste es.
Lisa stieg gerade die steile Holztreppe zur Wohnung hoch als die
Türe aufging und Sami ihr entgegen kam. Lisa bückte sich und
streichelte sie zur Begrüssung. Sami schnurrte und strich ihr um
die Beine: "Ja, so ein Lieber bist du", sagte sie schelmisch zu ihm.
Die Mutter stand in der Türe und fragte: "Wo warst du so lange,
ich habe mir Sorgen gemacht?"
Jetzt überreichte Lisa der Mutter voller Stolz die Blümchen: "Die
sind für dich. Die habe ich extra für dich gepflückt, dort bei der
Wiese hinten am Waldrand. Damit es dir bald wieder besser geht."
Erwartungsvoll blickte Lisa zur Mutter hoch. Dieser huschte ein
Lächeln über's Gesicht. Sie nahm Lisa auf den Arm, drückte sie
ganz fest an sich und gab ihr ein paar Küsschen: "Das sind aber
ganz ganz schöne Blümchen Lisa. Ich freue mich darüber sehr.
So schöne Blümchen hast du für mich gepflückt. Vielen Dank!"
"Komm, wir stellen sie gemeinsam in eine Vase mit Wasser, damit
sie noch lange schön bleiben!"