Der Clown, der nicht mehr lachen konnte
Als plötzlich die anderen lachten und der Clown sich wunderte
„Seltsam“, murmelte der Clown, als er durch die Straßen der Stadt schlenderte. „Die Menschen. Haben sie das Lachen verlernt? Ihre Gesichter sind so griesgrämig und brummig!“
Er klopfte einem Mann, der mit Freunden schimpfend und muffig vor einem Schaufenster stand, auf die Schulter und grinste ihn fröhlich an. „Hey, lach doch mal!“
Die Muffelköpfe aber fanden das Clownsgrinsen gar nicht lustig.
„Unverschämtheit“, empörten sie sich. „Grinsen Sie uns nicht so blöde an!“
Andere Leute, die des Weges kamen, nickten.
„Hier gibt es nichts zu lachen“, sagte jemand und ein anderer meinte:
„Wir sind doch nicht im Zirkus!“
„Lachen ist gesund“, sagte der Clown und grinste.
Überrascht und empört zugleich starrten ihn die Leute an und je länger sie den Clown ansahen, desto höher lifteten sich ihre herabhängenden Mundwinkel. Als sie endlich ihren Weg fortsetzten, lag ein freches Grinsen auf ihren Gesichtern.
Der Clown fand das so lustig, dass er laut loslachen wollte. Aber wie verzaubert blieb sein Gesicht starr, die Mundwinkel zeigten nach unten. Richtig griesgrämig blickte der arme Clown nun drein.
„O je“, murmelte er. „Ich habe mein Lachen verloren. Was nun?“
Während er sich noch wunderte, geschah in den Straßen der Stadt etwas Seltsames. Alle Menschen, die den grinsenden Leuten begegneten, mussten ebenfalls grinsen. Das war so ansteckend, dass bald alle in der Stadt grinsten, lachten – oder zumindest lächelten. Nur der Clown fand sein Lachen nicht wieder und lief mit muffeligem Gesicht durch die Straßen.
„Trübe Tasse!“, sagte ein Junge zu dem Clown und lachte.
„Auch ein Clown darf einmal schlecht gelaunt sein“, grummelte der Clown und sah den Jungen besonders missmutig an. Doch plötzlich gelang es ihm nicht mehr, die Mundwinkel nach unten zu verziehen und griesgrämig zu blicken. Nein, lachen musste er und grinsen, und der Junge grinste zurück.
Was für ein Tag!“, kicherte der Clown. Er wunderte sich zwar noch ein wenig, doch wen interessierte das schon?
© Elke Bräunling